Der Bremer Senat plant, die Wochenarbeitszeit für Beamtinnen und Beamte von derzeit 40 auf 41 Stunden zu erhöhen. Damit würde Bremen einen klaren Rückschritt in der Entwicklung moderner Arbeitsbedingungen im öffentlichen Dienst machen. Die geplante Maßnahme bedeutet eine faktische Arbeitsverdichtung ohne Lohnausgleich – und ist eine politische Kapitulation vor der angespannten finanziellen Lage.
Mehr Stunden lösen keine Personalnot
Statt neue Fachkräfte zu gewinnen und bestehendes Personal zu entlasten, werden die bestehenden Belastungen nun einfach auf dem Rücken der Beschäftigten verschärft. Bereits heute leidet der öffentliche Dienst unter Personalmangel, hoher Krankheitsquote und steigender Arbeitsverdichtung – das bestätigen etwa die Zahlen des DGB-Index „Gute Arbeit“ (2023), laut dem über 60 % der Beschäftigten im öffentlichen Dienst ihre Arbeitsbelastung als zu hoch einstufen.
Daniela Teppich, Landesbeamtensekretärin: „Die 40-Stunden-Woche wurde in Bremen schon vor 20 Jahren unter Spardruck eingeführt – ohne Lohnausgleich. Jetzt erneut an der Arbeitszeit zu drehen, obwohl die Besoldung bundesweit zu den niedrigsten gehört, ist ein klarer Bruch mit dem Prinzip fairer und wertschätzender Arbeitsbedingungen im öffentlichen Dienst. Wer mehr fordert, muss auch mehr geben – nicht weniger.“
Ernesto Harder, Vorsitzender des DGB Bremen: „Wir fordern den Senat auf, diese phantasielose und rückwärtsgewandte Maßnahme zurückzunehmen. Wer einen gut funktionierenden, zukunftsfähigen öffentlichen Dienst will, darf die Kolleg*innen nicht mit einseitigen Maßnahmen vor den Kopf stoßen, vor allem wenn die Beamt*innen bereits am Limit arbeiten, wie es in vielen Bereichen der Fall ist. Deswegen wird es mit uns keine Politik der Arbeitszeitverlängerung geben, die Bremen noch weiter abhängt.“
Bremen geht einen Sonderweg – gegen den Trend
Ein Blick in andere Bundesländer zeigt, dass Bremen hier ein negativer Ausreißer zu werden droht. Während in den meisten Ländern die 40-Stunden-Woche gilt und Berlin mit aktuell 39,4 Wochenstunden bereits in Richtung Entlastung steuert, setzt Bremen auf Verlängerung. Nur wenige Länder wie Hessen, NRW, Sachsen oder Schleswig-Holstein halten noch an einer 41-Stunden-Woche fest – in vielen anderen ist dieser Weg längst als Sackgasse erkannt worden.
Hinzu kommt: Die Beamtenbesoldung in Bremen liegt im bundesweiten Vergleich im unteren Drittel. Eine Erhöhung der Wochenarbeitszeit hängt Bremen noch weiter ab.