Die Beschäftigten in Ostdeutschland arbeiten ab dem 22. Oktober bis zum Jahresende – rein rechnerisch betrachtet – unbezahlt. Grund dafür ist die Lohndifferenz zwischen Ost und West, die bei Vollzeitbeschäftigten derzeit 19 Prozent beziehungsweise 838,46 Euro brutto im Monat beträgt. Das geht aus Daten des Statistischen Bundesamtes hervor, die der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) ausgewertet hat. Zugrunde gelegt wurden die durchschnittlichen Gehälter in Ost- und Westdeutschland.
Der Vorsitzende des DGB-Bezirks Niedersachsen – Bremen – Sachsen-Anhalt, Dr. Mehrdad Payandeh, dazu:
Die Wirtschaft in Ostdeutschland ist den letzten Jahren meist stärker gewachsen als in Westdeutschland, aber die Beschäftigten profitieren davon nur unterdurchschnittlich. Das muss sich dringend ändern, am besten mit mehr Tarifverträgen. Damit sind deutlich höhere Löhne drin. Aber nur 49 Prozent der Beschäftigten in Sachsen-Anhalt arbeiten unter dem Schutz von Tarifverträgen. Deshalb muss die Tarifbindung weiter gestärkt werden. Die neue europäische Mindestlohnrichtline schreibt nationale Aktionspläne vor, wenn die Tarifbindung in einem Mitgliedstaat unter der 80-Prozent-Marke liegt. Hier ist die Politik gefragt – die Bundesregierung muss endlich das vor kurzem vorgelegte Bundestariftreuegesetz beschließen, damit öffentliche Aufträge nur noch an Unternehmen vergeben werden, die ihre Beschäftigten nach Tarif bezahlen. Für unsere ostdeutschen Kolleg*innen ist es ungerecht, 34 Jahre nach der Wiedervereinigung einen so großen Gehaltsunterschied von fast 20 Prozent hinnehmen zu müssen.“
In absoluten Zahlen: Vollzeitbeschäftigte im Westen bekommen durchschnittlich 4.401,50 Euro brutto im Monat, im Osten sind es dagegen nur 3.563,04 Euro. Die Werte stammen aus der Verdiensterhebung des Statistischen Bundesamtes 2023.
Dass Beschäftigte mit Tarifvertrag mehr Geld in der Tasche haben, beweist der sogenannte Tarifvorteil. Das ist die Differenz zwischen dem durchschnittlichen Bruttomonatsverdienst von tarifgebundenen und nicht-tarifgebundenen Vollzeitbeschäftigten. In Sachsen-Anhalt beträgt der Tarifvorteil 751,00 Euro.
Hintergrund:
Am 22. Oktober 2024 ist der Ost-West-Lohnlückentag. D. h. Beschäftigte im Osten arbeiten ab diesem Tag rechnerisch für umsonst. Die Entgeltlücke von Vollzeitbeschäftigten zwischen Ost und West liegt bei 19 Prozent. 19 Prozent des Jahres entsprechen 70 Tagen, damit greift die Lücke 70 Tage vor Jahresende, also am 22.10.2024.
Der DGB-Bezirk Niedersachsen – Bremen – Sachsen-Anhalt vertritt knapp 875.000 Gewerkschaftsmitglieder in allen drei Bundesländern zusammen.
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